Ernährungswissenschaftler wünscht sich individuellere Ernährung

Vor wenigen Wochen fand in Berlin die Europäische Ernährungskonferenz Fens statt. Dieses Ereignis nahm die Berliner-Zeitung zum Anlass, ein Interview mit dem Ernährungswissenschaftler und Kongresspräsident Heiner Boeing zu führen. Was der Wissenschaftler hier über die aktuellen Forschungsschwerpunkte aus dem Bereich der Ernährung berichtet, macht neugierig. So planen die Experten derzeit Messmöglichkeiten, mit denen sie die individuelle Wirkung verschiedener Ernährungsgewohnheiten analysieren, sowie den ganz persönlichen Nährstoffbedarf ermitteln können. Zwar ist es bis dahin noch ein weiter Weg, wie auch Heiner Boeing bestätigt, jedoch ist das Ziel klar: Weg von einer generalisierten Ernährung, hin zu einer individuell angepassten.

 

Menschen sind nicht gleich

Je weiter die Ernährungswissenschaft voranschreitet, desto klarer wird es, dass es – anders als lange vermutet wurde – nicht die richtige Ernährung gibt, sondern tatsächlich verschiedene Wege zu einer gesunden Lebensweise. Ein Beispiel: Getreide wird in vielen Ernährungsformen als eine der Hauptbestandteile einer ausgewogenen Ernährung genannt. Vollkorn schlägt hier grundsätzlich stark verarbeitetes Getreide, wie zum Beispiel in Weißbrot befindlich. Doch gerade Vollkorn macht der Verdauung vieler Verbraucher Schwierigkeiten. Sie leiden unter starken Bauchschmerzen nach dem Genuss von Vollkorn.

Die Ernährungsform Paleo verzichtet ganz auf Getreide und andere Lebensmittel, die nur nach starker Verarbeitung genießbar sind. Dafür macht Fleisch hier einen hohen Anteil des Speiseplans aus. Veganer hingegen verzichten wiederum völlig auf den Konsum tierischer Produkte. Boeing meint hierzu: „Veganismus geht in die richtige Richtung, es wäre allerdings schon begrüßenswert, wenn wir generell weniger Fleisch essen würden.“

Bei so vielen Widersprüchen alleine zwischen verschiedenen Ernährungsformen scheint es für eine individualisierte Ernährung höchste Zeit zu sein. Doch was brauchen die Forscher, um an Ergebnisse zu gelangen?

 

Bessere Forschungsmöglichkeiten dank Smartphones

Ernährung zu erforschen bedeutet auch, Zeit zu investieren. Anders als zum Beispiel bei der Wirkung von Medikamenten sind die Auswirkungen der Ernährung oft nur in einer sehr langfristig ausgerichteten Studie zu erkennen. Das macht Forschen in diesem Bereich schwierig, denn die Probanden müssen sich nicht nur für einen längeren Zeitraum verlässlich zur Verfügung stellen, sondern auch ihre Nahrungsaufnahme akribisch protokollieren. Was früher lästige und zeitaufwendige Aufzeichnungen erforderte, wird nun dank Smartphones erleichtert. Spezielle Apps machen es möglich, dass die Probanden ihr Essen lediglich fotografieren müssen. Die App analysiert dann die Bestandteile und führt ein Nahrungstagebuch so eigenständig.

 

Ein erster Schritt: unterschiedliche Lebensphasen werden berücksichtigt

Bis wir tatsächlich den Nährstoffbedarf eines Menschen individuell bestimmen können, wird, wie bereits angedeutet, noch eine Menge Zeit vergehen. Ein erster Schritt in die richtige Richtung ist es dabei aber schon, Ernährung in verschiedenen Lebensphasen zu betrachten. Heiner Boeing greift in dem Interview mit der Berliner Zeitung das Beispiel des Senioren auf, bei dem Eiweiß in der Ernährung eine wichtige Rolle spielt, weil ein Mangel hiervon den natürlichen Muskelabbau, der im Alter stattfindet, noch beschleunigen würde.

Wir dürfen gespannt sein, welche Erkenntnisse in Zukunft auf uns warten – und ob vielleicht sogar die eine oder andere Ernährungslüge dabei aufgedeckt wird.

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