Kamut und Kamutmehl – warum das Urgetreide wieder modern ist

Kamutmehl

Als der Mensch sesshaft wurde, begann er mit dem Anbau von Getreide, das daraufhin eines der Grundnahrungsmittel wurde. Das hat sich auch in der heutigen Zeit nicht geändert. Denn obwohl vor allem die in Getreide enthaltenen Kohlehydrate in Verruf geraten sind und an Gewichtsproblemen der Wohlstandsgesellschaft beteiligt sein sollen, gehört für viele das tägliche Brot noch auf den Frühstücks- oder Abendbrottisch.

 

Über Jahrzehnte wurden viele Getreidesorten – allen voran Weizen – für unser täglich Brot und andere Backspeisen jedoch stark gentechnisch verändert, sodass einige Ernährungsexperten Alarm schlagen. Die Unbedenklichkeit von herkömmlichen Weizen, aber auch Roggen und anderen sehr bekannten und stark kultivierten Getreidearten nicht mehr ohne Weiteres unterschreiben möchten. Auch deswegen geht der Blick wieder zu Urgetreide, wie beispielsweise Kamut, da dieses quasi noch in seiner Ursprungsform vorliegt. Trotzdem ist es widerstandsfähiger und weniger anfällig für Schädlings- und Pilzbefall, sodass es ohne Pestizide auskommt und damit in Bioqualität verfügbar ist.

 

Was ist Kamutmehl und wo kommt es her?

Kamut ist ein Urgetreide, also eines der ersten Getreidesorten, die dem Menschen bekannt waren, vornehmlich in Russland und Umgebung. Dort wurde schon lange mit Kamut gebacken, ehe das Weizen vermehrt eingesetzt wurde.

Dass der Weizen dem Kamut überhaupt den Rang ablaufen konnte, liegt vermutlich daran, dass es in Teilen Europas, darunter auch Deutschland, nur schlecht bis gar nicht gedeiht. Amerika und Südeuropa haben mehr Erfolge mit dem Urgetreide, das aus einer Kreuzung von Hart- und Wildweizen entstand. Deswegen kommt das meiste Kamutmehl auch heute noch aus diesen Gegenden.

Hinzu kam beim Siegeszug des Weizens, dass Landwirte mit steigender Bevölkerung und gleichzeitig sinkenden Einnahmen gezwungen waren, immer mehr zu produzieren und auf einen größeren Ertrag zu setzen. Auch heute noch schlägt dabei der genveränderte Weizen das Kamut leider um Längen. Dabei hat Kamutmehl so viel zu bieten.

Doch warum ist Kamut eigentlich so wenig bekannt, wenn es doch schon so lange Teil unserer Geschichte ist? Ein Grund mag sein, dass die Aufzeichnungen über Weizen schlichtweg zahlreicher sind und Kamut bzw. das aus ihm gewonnene Kamutmehl so in Vergessenheit geraten sind. Tatsächlich wird es auch erst in den letzten 30 Jahren wieder vermehrt angebaut und wurde erst vor 10 Jahren in den USA offiziell als Getreide anerkannt.

 

Die Nährwerte von Kamutmehl

Anders als Mehl aus Weizen erhält Kamutmehl keine Typenbezeichnung, ist aber ebenso wie sein Verwandter in einer hellen Version verfügbar, bei der die Getreidehülsen entfernt sind, sowie in einer dunklen Vollkornvariante.

Kamut ist ein ausgesprochen gesundes und nahrhaftes Getreide. Einer seiner Vorteile ist der Proteingehalt, der mit etwa 40 % mehr als bei herkömmlichen Weizen und vielen anderen Getreidesorten recht hoch zu bemessen ist. Gleichzeitig hat es in puncto Vitamine und Mineralstoffe oft die Nase vorn. Hervorzuheben wollen wir hier vor allem den hohen Anteil an Magnesium und Zink, der dir jederzeit guttun wird, besonders jedoch wenn du Sport betreibst und dich im Muskelaufbau befindest. Vitamin B und E sind in Kamutmehl ebenfalls in höheren Mengen als in Weizenmehl vertreten und auch das in Kamut enthaltene Selen trägt zum Wohlbefinden bei und zeigt sich beispielsweise in gesunden Haaren und Fingernägeln. Außerdem soll es eine positive Rolle beim Schutz gegen Krebs spielen.

Kamut ist sehr ballastreich. Schon 100 Gramm Kamut decken ein Drittel des durchschnittlichen Tagesbedarfs und sorgen so für eine gute Verdauung und eine verlässliche Darmgesundheit.

 

Für einen besseren Überblick, hier die Nährstoffe von 100 g Kamut in Tabellenform.

Energie378 kcal
Eiweiß17 Gramm
Fett3 Gramm
Kohlenhydrate68 Gramm
Ballaststoffe12 Gramm

Damit die Nährstoffe erhalten bleiben und Kamut nichts von seinem guten, leicht nussigen Geschmack einbüßt, solltet ihr es kühl, dunkel und trocken lagern – wie alle anderen Getreide- und Mehlarten.

 

Anwendung und Verarbeitung von Kamut

Kamut ist als ganzes Korn, als Kamutmehl und als Grieß im gut sortierten Reformhaus oder auch in einem unserer empfohlenen Online-Shops erhältlich. Seine vielfältigen Formen machen es abwechslungsreich einsetzbar.

Kamutmehl kann im Grunde Weizenmehl 1:1 ersetzen und ist dabei aufgrund der höheren Nährstoffdichte deutlich gesünder als die althergebrachte Verwandtschaft. Ihr könnt es also zum Backen von Broten und auch Süßteigen nutzen. Der Geschmack ist mit dem von Weizen zu vergleichen, vielleicht teilweise etwas nussiger. Anders als bei Weizen klebt der Teig mehr, was ihn oft lockerer und schmackhafter macht.

 

Übrigens: Die hohe Nährstoffdichte von Kamut macht sich nach dem Essen richtig bemerkbar. Backwaren aus Kamut machen nämlich länger satt.

Beim Backen von Brot sollte der Teig mindestens 40 Minuten ruhen. Generell braucht Kamut meist etwas mehr Zeit zum Verarbeiten. Das gilt auch, wenn du die Körner kochen möchtest. Als Reisersatz schmecken sie lecker, brauchen aber etwa 45 Minuten zum garen. Alternativ kannst du die Körner auch roh in dein Müsli streuen und hast so eine kleine Selenbombe am Morgen.

Süßspeisen sowie süße und herzhafte Aufläufe profitieren von Kamutgrieß, den es ebenfalls im Reformhaus oder guten Online-Handel gibt. Beim Grieß wird zwischen Hartgrieß und Weichgrieß unterschieden. Harter Grieß ist für herzhafte Speisen geeignet, weicher hingegen eher für Süßspeisen.

Bei all den guten Eigenschaften, einen Wermutstropfen hat Kamut allerdings: Es enthält relativ viel Gluten. Bei Glutenunverträglichkeit kann Amaranth jedoch eine gute Alternative zu Kamut und Kamutmehl sein.

 

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