Klein, grün, exotisch – und gesund: Algen sind bei uns auf dem Vormarsch. Am bekanntesten sind wohl die Meeresalgen Nori, die Sushi-Rollen ihren typischen Geschmack geben, aber auch Chlorella und Spirulina erobern sich ihren Platz in unseren Küchen. Was die meisten nicht wissen: Spirulina ist gar keine Alge.
Es wird üblicherweise als Mikroalge vertrieben, bei uns vor allem als Nahrungsergänzungsmittel. Tatsächlich haben wir es hier nicht mit einer Alge, sondern mit einem Bakterium zu tun: Spirulina gehört zu den sogenannten Cyanobakterien, einer Untergruppe der Bakterien.
Blaugrüne Winzlinge
Die Cyanobakterien wurden früher den Algen zugeordnet und als Blaualgen bezeichnet, umgangssprachlich ist deshalb bis heute von Spirulina Algen die Rede. Der Grund dafür liegt in der Farbe einiger dieser Bakterien, die einen blauen Fotosynthese-Farbstoff bilden und deshalb blaugrün sind. Die Bezeichnung ging auf alle Cyanobakterien über, auch wenn sie diesen Farbstoff – Phycocyanin genannt – nicht enthalten.
Cyanobakterien gehören zu den ältesten Lebensformen; man vermutet, dass sie seit mehr als 3,5 Milliarden Jahren auf der Erde vorkommen. Den winzigen Bakterien wird ein entscheidender Einfluss auf die Lebensbedingungen auf der Erde zugesprochen. Und sie sind zahlreich: Wir kennen ungefähr 2000 Arten.
Gestaltwandler Spirulina
Auch wenn es die Spirulina Algen als solche nicht gibt – in einer Hinsicht ist das Bakterium definitiv ein Superfood, nämlich im Hinblick auf seine Wandelbarkeit. Es nimmt unterschiedliche Formen an, abhängig von Nährstoffgehalt und pH-Wert des Wassers. Die Zuordnung der verschiedenen Arten ist deshalb schwierig, möglicherweise gehören auch alle derselben Art an.
Das mehrzellige Bakterium ist in wendelförmigen Proteinstrukturen, sogenannten Filamenten, angeordnet und vermehrt sich durch Zellteilung. Anders als die Mikroalge Chlorella kommt es nicht im Süßwasser, sondern in Salzseen vor, vor allem in flachen tropischen Gewässern in Mittelamerika, Südostasien, Afrika und Australien.
Da Spirulina sehr nährstoffreich ist, wird es für kommerzielle Zwecke außerdem in Kulturen gezüchtet. Nötig sind nur Sonne und Wärme sowie ein hoher pH-Wert des Wassers – für Spirulina braucht man also kein wertvolles Süßwasser, das in vielen Regionen der Erde knapp ist. Diese Bedingungen können in verschiedenen Anbausystemen leicht geschaffen werden.
Was sind die Inhaltsstoffe von Spirulina?
Das bläulich grüne Spirulina ist winzig klein – was drinsteckt, sieht man dem Bakterium nicht an.
Reichlich enthalten ist vor allem Protein mit den essenziellen Aminosäuren. Spirulina enthält außerdem:
- Kohlenhydrate
- Fette
- Mineralstoffe
- Betacarotin (Vorstufe von Vitamin A)
- B-Vitamine und Vitamin E
- Kalzium, Eisen, Selen und Magnesium
- Antioxidantien und Chlorophylle.
Es ist kalorienarm und leicht verdaulich, die enthaltenen Nährstoffe können vom Körper gut aufgenommen werden – mit einer Einschränkung: Vitamin B12.
Wie bei Chlorella gilt: Weder Algen noch Bakterien sind eine sichere Quelle für Vitamin B12. Spirulina enthält überwiegend B12-Analoga, die der Mensch nicht verwerten kann. Wer seinen Bedarf an B12 nicht über tierische Lebensmittel decken möchte oder kann – das trifft zum Beispiel auf Veganer, aber auch auf viele Vegetarier und ältere Menschen zu –, sollte deshalb immer zu einem zuverlässigen Supplement greifen.
Anders sieht es bei den anderen Vitaminen und Mineralstoffen aus. Wer Probleme hat, seinen Bedarf daran über frische Nahrung zu decken oder phasenweise mehr davon braucht, kann darüber nachdenken, ergänzend Spirulina einzunehmen.
Männer sollten hier übrigens aufpassen: Anders als viele Frauen haben sie in der Regel kein Problem mit zu niedrigen Eisenwerten und brauchen deshalb keine Supplemente. Da zu viel Eisen schädlich ist, sollte ein Überschuss unbedingt vermieden werden – er gilt als Risikofaktor für Herzkrankheiten. Einige Produkte enthalten besonders viel Eisen und sollten deshalb nicht auf eigene Faust eingenommen werden.
Verschiedene Studien konnten positive Effekte des Bakteriums nachweisen, zum Beispiel eine Verbesserung der Immunfunktion, eindeutig ist die Lage jedoch nicht. Bislang wurde die Wirkung nicht ausgiebig erforscht. Viele Menschen berichten, dass sie mit Spirulina gute Erfahrungen gemacht haben. Wer keine speziellen gesundheitlichen Einschränkungen beachten muss und das Produkt sorgfältig auswählt, kann man also ruhig mal ausprobieren, ob ihm Spirulina guttut.
Spirulina Anwendung
In Deutschland wird Spirulina in verschiedenen Formen angeboten. Man findet es
- als Nahrungsergänzungsmittel
- als Zutat in Lebensmitteln
- in Haustierfutter
Am bekanntesten sind sicherlich die zahlreichen Ergänzungsprodukte, die meist unter der Bezeichnung Spirulina Alge oder Mikroalge Spirulina in den Handel kommen. Man bekommt sie als Tabletten/Presslinge oder Pulver in verschiedenen Packungsgrößen und Dosierungen, auch in Bio- und Rohkostqualität.
Auch Kombiprodukte mit Spirulina und Chlorella sind erhältlich. Manche Anbieter haben sogenannte Detoxprodukte im Sortiment, das sind zum Beispiel Pulvermischungen aus Chlorella, Spirulina und Weizengras oder anderen Superfoods. Mit etwas Flüssigkeit angerührt oder in Smoothies gemischt bekommt man einen Shake, der beim Entgiften helfen soll. Im Internet gibt es zahlreiche Erfahrungsberichte und Anleitungen zum Detoxing.
In Lebensmitteln findet man Spirulina zum Beispiel in Nudeln, die dadurch eine blaugrüne Farbe erhalten, sowie in Fruchtriegeln, Getränken und Süßigkeiten. Von einem deutschen Bierhersteller gibt es inzwischen sogar Bier mit Spirulina-Zusatz. Solche Lebensmittel sind bei uns allerdings noch nicht sehr verbreitet und deshalb kaum zu bekommen. Einige Onlineshops führen sie, manches haben auch gut sortierte Bioläden im Sortiment.
In Fischfutter für entsprechende Aquarienfische ist Spirulina ein gängiger Inhaltsstoff, auch einige Hunde- und Katzenfutter sind damit angereichert.
Spirulina wird ebenso wie Chlorella verwendet, um Schadstoffe im Körper zu binden und Schwermetalle auszuleiten, oft werden das Bakterium und die Süßwasseralge auch gemeinsam gegeben.
Leckereien zum selber machen
Mit den grünen Presslingen lässt sich in der Küche natürlich nicht viel anfangen, Spirulina-Pulver ist dafür umso vielseitiger und kann in der kalten und warmen Küche verwendet werden.
Ganz unkompliziert kann man das Pulver ins Salatdressing mischen – gibt auch eine tolle Farbe – oder Soßen damit anreichern. In Müslis, Smoothies und Shakes bringt Spirulina eine Extraportion Nährstoffe.
Wer sich damit nicht zufriedengeben möchte, findet online weitere, ganz unterschiedliche Ideen und Rezepte. Wie wäre es zum Beispiel mal mit einer Kräuterbutter mit Spirulina oder grünen Tofubratlingen?
Vorsicht bei der Auswahl
Wer Produkte mit Spirulina Algen kaufen möchte, sollte darauf achten, das Richtige zu bekommen. Im Handel werden diverse Nahrungsergänzungsmittel mit Algen und Cyanobakterien vertrieben. Einige davon stammen nicht aus Kulturen, sondern aus offenen Seen und können mit dem Organe schädigenden Microcystin oder anderen Algen und Bakterien verunreinigt sein.
Auch bei der Zusammensetzung sollte man die Augen offen halten: Manche Menschen reagieren empfindlich auf Zusatzstoffe oder Wirkstoffkombinationen, ohne es zu wissen. Vor dem Kauf sollte man sich die Produktinformationen also genau durchlesen und auf eine entsprechende Qualität achten. Wenn du vor hast Spirulina online zu kaufen, empfehlen wir folgendes Produkt:
Quellen:
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/21278762
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