Vegetarismus – mehr als nur Tierliebe

Die meisten Menschen, die sich für den Vegetarismus entscheiden, tun dies aus Liebe zum Tier. Andere mögen kein Fleisch oder müssen aus gesundheitlichen Gründen auf den Konsum verzichten. Mit ein paar Dingen, die es zu beachten gilt, ist eine fleischlose und vegetarische Ernährung auch ohne gesundheitliche Einschränkungen möglich.

Das meiste Fleisch, das wir heute in Supermärkten oder – in Städten – oft auch beim Schlachter vor Ort vorfinden, stammt aus sogenannter Massentierhaltung. Die Haltungsbedingungen der Tiere sind nicht selten aus Tierschutzsicht katastrophal, erfüllen gerade einmal das gesetzliche Mindestmaß – und bei Fleisch aus dem Ausland, das zudem noch einen langen Transportweg hinter sich hat, kann selbst das nicht garantiert werden. Doch nicht nur für die Tiere, auch für uns Menschen hat Massentierhaltung entscheidende Nachteile. Aufgrund der Enge und der Überzüchtung des Viehs verbreiten sich Krankheiten und gefährliche Keime rasend schnell. Landwirte versuchen dem mit der Gabe von Antibiotika an ihre Tiere Herr zu werden. Zwar dürfen die Milch und das Fleisch von diesen Tieren für eine gewisse Karenzzeit dann nicht mehr verkauft oder genutzt werden, ist diese abgelaufen, bleibt aber noch immer ein gewisser Restrückbestand von Antibiotika im Körper. Vegetarier entscheiden sich also nicht nur aus tierliebe für diese immer mehr verbreitete Ernährungsform, sondern auch zum Schutz der eigenen Gesundheit.

 

Verschiedene Formen von Vegetarismus

Vegetarier ist nicht gleich Vegetarier. Inzwischen lassen sich etwa vier verschiedene Formen der vegetarischen Ernährung unterscheiden.

Ovo-Lacto-Vegetarier gelten als die ursprünglichsten und am weitesten verbreiteten Vegetarier. Diese ernähren sich komplett ohne Fisch und Fleisch, verzehren aber Milch, Milchprodukte, Eier und Lebensmittel, die eines oder beides enthalten. Aus ernährungsphysiologischer und gesellschaftlicher Sicht ist diese Form des Vegetarismus relativ einfach zu betreiben. Selbst auf Feiern oder bei einem Treffen mit Freunden ecken diese Vegetarier nicht an, denn es gibt immer etwas, das sie essen können. Durch den Verzehr von Milchprodukten muss auch weniger auf einen Ausgleich in der Ernährung geachtet werden, um den täglichen Bedarf an Mineralstoffen, wie zum Beispiel Kalzium, zu decken.

Lacto-Vegetarier setzen ebenfalls auf Milch und Milchprodukte in der Ernährung, verzichten aber auf den Genuss von Eiern. Für sie gehören Hühner zu einem der am meisten ausgebeuteten Nutztiere, wie zum Beispiel die Käfighaltung oder die früheren Legehennenbatterien zeigten und noch heute zeigen. Zudem empfinden Menschen, die den Lacto-Vegetarismus praktizieren, ein Ei als ein ungeborenes Lebewesen und setzen es damit mit dem Fleischkonsum gleich.

Ovo-Vegetarier essen Eier, verzichten aber auf Milchprodukte. Gründe hierfür sind häufig nicht weltanschaulicher, sondern allergischer Natur. In der Regel vertragen Ovo-Vegetarier keine Milchprodukte.

• Eine vegane Ernährungsform gilt als die extremste Form des Vegetarismus. Veganer meiden aus Gründen des Tierschutzes alle tierischen Produkte, also auch Milch und Eier. Da Veganer auf sehr viel mehr Aspekte in der Ernährung achten müssen, um keine Mangelerscheinung zu bekommen, haben wir dieser Form der vegetarischen Ernährung einen eigenen Artikel gewidmet.

Der Vollständigkeit halber seien an dieser Stelle noch die Rohkost- sowie die frutarische Ernährung erwähnt. Diese ebenfalls zu einer Form des Vegetarismus zu zählen, würde jedoch den Rahmen sprengen.

 

Vegetarische Ernährung – droht eine Mangelernährung?

Durch den Wegfall von Fleisch aus dem Speiseplan entsteht aus ernährungsphysiologischer Sicht eine Lücke, die es sinnvoll zu füllen gilt. Früher ging man vor allem davon aus, dass Vegetarismus zu Eisenmangel führt. Heute weiß man, dass Vegetarier nicht häufiger unter Eisenmangel leiden, als Menschen, die sich auch mit Fleisch und Fisch ernähren. Dennoch sollte der Eisenhaushalt gerade von Frauen, die eine vegetarische Ernährung praktizieren, nicht vernachlässigt werden. Durch die regelmäßige Monatsblutung ist der weibliche Körper auf mehr Eisen angewiesen als der männliche. Dieses muss aber natürlich nicht aus tierischen Lebensmitteln bezogen werden, wenngleich dies für die menschliche Verdauung die einfachste Form der Zufuhr ist. Vor allem Nüsse, aber auch Blattgemüse wie Spinat sind eine gute und fleischlose Alternative.

Der Kalziumbedarf wird bei den meisten Menschen, die sich vegetarisch ernähren, durch den Verzehr von Milchprodukten gedeckt. Dennoch schadet es nicht, auch auf kalziumhaltiges Gemüse zurückzugreifen, wie zum Beispiel Brokkoli oder Chinakohl.

 

Vegetarismus ist gesund mit Ausnahmen

Wie wir sehen, ist eine vegetarische Ernährung durchaus gesund, wenn sie ausgewogen ist und eine Sorge vor Mangelernährung im Vegetarismus oft unbegründet. Wie so oft bestätigen allerdings Ausnahmen die Regel. Zum einen scheinen Vegetarier durchweg an einem Mangel des wichtigen Vitamins B12 zu leiden, das fast nur in Fleisch vorkommt. Ein Mangel an Vitamin B12 kann mit fortschreitendem Alter zu Demenz führen und ist auch ursächlich für Verdauungsstörungen. Vitamin B12 haltige Lebensmitte, wie zum Beispiel Soja oder manches Superfood, schaffen hier einen Ausgleich.

 

Vegetarismus in der Schwangerschaft

Schwangeren ist ein Vegetarismus nicht vorbehaltlos angeraten, da vor allem ein Verzehr von Fisch wegen der wertvollen Omega-Fettsäuren für die Entwicklung des Babys wichtig ist. Zudem ist der Nährstoffbedarf in der Schwangerschaft natürlich signifikant erhöht. Besteht bei einem durchschnittlichen Nährstoffbedarf keine Gefahr einer Mangelernährung, ist diese natürlich in der Schwangerschaft vermehrt vorhanden. Frauen, die ein Baby erwarten und sich vegetarisch oder sogar vegan ernähren, sollten daher regelmäßig ihre Blutwerte kontrollieren lassen und einen erfahrenen Arzt oder Ernährungswissenschaftler zurate ziehen.

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